Schlaftagebuch
Für den behandelnden Arzt stellt das Schlaftagebuch bei geringem Zeit- und Kostenaufwand eine der wichtigste und informative Informationsquelle dar, die ihm Aufschluß über die Symptomatik und das Ausmaß der Beschwerden gibt. Aus dem Gesamtbild des Schlafprotokolles lassen sich weiterhin differentialdiagnostische Hinweise ableiten, z.B. der Verdacht auf körperlich bedingter Tageschläfrigkeit bei mangelnder Erholsamkeit am Morgen trotz ausreichender Schlafdauer oder z.B. ein Verdacht auf depressive Grunderkrankung bei regelmäßigem frühmorgendlichen Erwachen und morgendlichem Stimmungstief.
Eine der wichtigsten Informationen, die das Schlafprotokoll bietet, besteht in den Hinweisen darauf, ob der Patient durch eine mangelnde Schlafhygiene zur Aufrechterhaltung seiner Insomnie selber beiträgt. Hierzu gehören beispielsweise der gerade in der Globalschätzung häufig bagatellisierte, in den Schlafprotokollen aber regelmäßige moderate Alkoholkonsum am Abend, Dauer und Zeitpunkt des Mittagsschlafes, unregelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten, sowie die Dauer der Bettliegezeit insgesamt. Nicht selten stellen sich z.B. die Schlafbeschwerden älterer Patienten als Folge zu langer (häufig zehnstündiger) Bettliegezeiten dar. Der Erfolg von schlafhygienischer Maßnahmen, ebenso wie der medikamentöser Interventionen kann dann durch die Schlüsselvariable Schlafeffizienz überprüft werden. Sie entspricht dem Prozentsatz der Zeit, die im Bett schlafend verbracht liegt und sollte über 85% liegen.
Chronische Insomniepatienten neigen dazu, das Ausmaß ihrer Schlafstörung im Sinne eines depressiven Wahrnehmungs- und Denkstiles zu überschätzen bzw. zu katastrophisieren. Entsprechend fallen Globalschätzungen von Patienten z.B. bezüglich ihrer durchschnittlichen Schlafdauer regelmäßig schlechter aus als Verlaufsmessungen und das Ausfüllen des Schlaftagebuches kann hier eine erste beruhigende Relativierung darstellen. Anhand von Schwankungen innerhalb der Schlafbeschwerden kann der Patient zusätzlich für sich selber abklären, ob psychische Belastungen (best. Tagesereignisse, Streß, Wochentageffekte) seinen Schlaf beeinflussen und so die Überzeugung, daß es sich in erster Linie um ein medizinisches Problem handeln müsse ggf. modifizieren.